Kriegsende im unser Heimat  1945

In den Tagen vom 14.- bis 16. April jährt sich zum 60ten mal das Kriegsende für Schömberg und seine Nachbarorte. Ein Ereignis das der Erinnerung und des Rückblicks würdig ist. Vor 10 Jahren hat Ernst Güse diese Tage in einer Dokumentation akribisch aufgearbeitet und mit Zeitzeugenberichten ergänzt. Der Heimat-und Geschichtsverein hat diese Dokumentation herausgegeben. (erhältlich im Museumskiosk)

Ich möchte mich deshalb heute auf eine Kurzfassung beschränken.

Am 30/31 März 1945 überschreiten die Alliierten unter General de Lattre de Tassigney mit ca. 100.000 Mann den Rhein. Am 6 April wird Bretten eingenommen. Da die 716. Volksgrenadirdivision bei Pforzheim starken Widerstand leistet, beschließt der französischeGeneral den Vormarsch zuerst über den Schwarzwald fortzusetzen .Die französischen Truppen, (2. Marokkanische Infanteriedivision) rücken von Ittersbach über Arnbach gegen Neuenbürg vor, das am 10. April eingenommen wird. Die Gegend wird gesäubert bis der Angriff über den Berg Richtung Calw weiter geführt werden kann.

Die Situation in Langenbrand beschreibt Pfarrer August Meyer so:

Am Dienstag (10.4.) hört man, der Feind drücke von Conweiler nach Höfen. Alles arbeitet noch fleißig auf den Feldern soweit die Fliegertätigkeit es gestattet. Vor allem steckt man Kartoffeln, damit die Saatkartoffeln wenigstens gerettet seien. Herrliches Frühlingswetter, die Kirschbäume fangen an zu blühen. Schömberg versieht sich reichlich mit ,,Tb-Tafeln". Alles in spannender Erwartung der kommenden Dinge.

Schwerere Verluste brachte der 13. April. Nach 10 Uhr vormittags setzte Artilleriebeschuss ein, aus Richtung jenseits des Enztales. Etwa 70 bis 90 Schuss fielen. Bald jagte die Nachricht durch das Dorf dass im Hause Kleile an der Höfener Straße viele getroffen worden seien! Bei der gleich einsetzenden Bergungsarbeit stellte es sich heraus, dass alle 14 Personen, die dort im Keller saßen, getötet wurden. Eine einzige schwere Granate! Sie hatte verschiedene Wände durchschlagen und krepierte erst im Luftschutzraum. Wir beschlossen, in Anbetracht der Nähe des Feindes und des heißen Wetters sie alle sofort zu beerdigen. Etwa drei Stunden später legten wir die 8 Einwohner in ein Grab nebeneinander.

Am Samstag den 14. April beginnt der Angriff. Höfen wird morgens gegen 6 Uhr besetzt und Richtung Langenbrand vorgedrungen. Nach einer Artillerievorbereitung dringen Panzer und ein marokkanisches Schützenregiment in das Dorf ein, welches in Flammen steht. Das Gefecht setzt sich bis Schömberg fort, welches gegen 17.20 besetzt wird.

Zur Übergabe (Besetzung) Schömbergs weiß Hella Busch zu berichten:

Bei allen Erinnerungen an den Einmarsch der französischen Truppen in Schömberg vermisse ich den Namen Gustav Schmidt.

Seine Frau die im 3. Reich aus dem Schuldienst entfernt wurde, durfte 1944/45 in Schömberg wieder Lehrerin sein. Anfang April 1945 kam nun Herrn Schmidt aus Stutt.-Degerloch nach Schömberg zu seiner Frau, die in der Villa Römpler wohnte. Da er hervorragend französisch sprach, besprach eine Gruppe wohl um Gustav Bäuerle, dass sie den französischen Panzern entgegen gehen wollten. Sie wollten wegen der besonderen Lage mit den schwerkranken Patienten, die in Schömberg bleiben mussten, vorstellig werden. Man hörte die Panzer schon den ganzen Vormittag von Höfen herauf rollen. Als es nun soweit war und keiner von der Gruppe da war, ging Herr Schmidt "alleine" mit einem weißen Tuch den Panzern entgegen. Er musste auf den ersten Panzer als Geißel aufsteigen und mit durch Schömberg fahren; erst beim Ende der Liebenzellerstraße als der Wald rechts anfing durfte er zurück. Er sagte bei seiner Ankunft: der Rückweg war das Schwerste, da die nachfolgenden Truppen nicht von ihm wussten. Er kam gerade zurück als die Häuser durchsucht wurden, und konnte da auch wieder helfen. Die französischen Truppen waren ja sehr lange in Schömberg, da es im Nagoldtal nicht vorwärts ging und mit ihnen haben dann wohl andere Persönlichkeiten verhandelt. (Dr. Arthur Walder usw.). Aber an einem Abend, als die Offiziere ein Fest in Oberlengenhardt feierten, kamen Hilfeschrei aus dem Unterdorf und der Liebenzellerstraße, die Truppen gingen auf die Frauen los. Da ging Herr Schmidt noch einmal auf die Straße und sprach mit dem Wachposten, bis dieser Hilfe holte.

Noch ein paar Bemerkungen zum Zustand der Ortspolitik:

Bürgermeister Hermann wird am 31. Juli 1945 vom Gouvernement Militaire, Calw zunächst in seinem Amt bestätigt.

Am 6. Nov. 1945 wird Gustav Bäuerle, Schlosser in Schömberg, als Ehrenbeamter zum kommissarischen Bürgermeister der Gemeinde Schömberg vom Landrat des Kreis Calw bestellt. (Verfügung)

Diese Amtsenthebung von Bürgermeister Hermann wird am 31. Jan 1946 von Landrat Wagner nochmals bestätigt allerdings mit der Maßgabe,dass er mit Zustimmung des Herrn Gouverneurs weiterhin die Rechnungs- und Steuergeschäfte der Gemeinde besorgt und erforderlichenfalls den Bürgermeister bei seiner Amtsführung unterstützt.

Am 15. Sept. 1946 findet eine Bürgermeister- und Gemeinderatswahl statt. Bürgermeister Bäuerle wird als einziger Kandidat in seinem Amt bestätigt

W. Obert

Quellen:

Dokumentation "Kriegsende in unserer Heimat"; von Ernst Güse

"Beitrag zur Langenbrander Kriegschronik""  Pfarrer August Meyer, Bürgerfreund 10. Mai 1991

Bericht von Hella Busch

Gemeinderatsprotokolle